MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die wirtschaftliche Lage des deutschen Mittelstands hat sich im Jahr 2024 dramatisch verschlechtert. Eine alarmierende Zahl von Unternehmensschließungen zeigt die Herausforderungen auf, mit denen viele Betriebe konfrontiert sind.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen für den deutschen Mittelstand haben 2024 einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Zahl der Unternehmensschließungen stieg auf 196.100, was einem Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Entwicklung erinnert an die Zeiten der Finanzkrise 2009, als viele Unternehmen ebenfalls ihre Türen schließen mussten. Besonders betroffen sind große Unternehmen und Startups, die unter Fachkräftemangel, hohen Energiepreisen und Nachfolgeproblemen leiden.
Eine aktuelle Auswertung des ZEW und Creditreform zeigt, dass neun von zehn Betrieben ohne Insolvenzverfahren verschwinden. Dies geschieht oft leise und ohne mediale Aufmerksamkeit. Besonders auffällig ist der Anstieg bei größeren Unternehmen: 4.050 Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten wurden 2024 abgemeldet, fast doppelt so viele wie in normalen Jahren. Die Gründe sind vielfältig und reichen von strukturellem Fachkräftemangel über gestiegene Sozialabgaben bis hin zu einer zunehmenden regulatorischen Belastung.
Die Industrie leidet besonders stark unter diesen Entwicklungen. Im verarbeitenden Gewerbe wurden rund 19.000 Unternehmen geschlossen, ein Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zu 2023. In der energieintensiven Produktion, wie der Chemie- und Papierindustrie, stiegen die Stilllegungen um 26 Prozent. Prominente Beispiele sind die Papierfabrik Meldorf und Fjord Paper, die nach Jahrzehnten den Betrieb einstellen mussten.
Auch wachstumsorientierte, technologieintensive Dienstleistungen sind betroffen. IT-Dienstleister, Umwelttechnikfirmen und Diagnostikunternehmen verzeichneten 13.800 Schließungen, ein Zuwachs von 24 Prozent. Laut Sandra Gottschalk vom ZEW liegt das Problem nicht in der Nachfrage, sondern im Mangel an Fachkräften. Viele Unternehmen können Aufträge nicht mehr annehmen, weil ihnen das Personal fehlt.
Bei größeren Betrieben geht der Aufgabe oft eine Insolvenz voraus. 2024 verzeichnete Creditreform den höchsten Stand an Unternehmenspleiten seit 2015, ein Plus von 24 Prozent. Besonders alarmierend ist, dass nur noch 46 Prozent der insolventen Großunternehmen durch Verkauf oder Sanierungspläne überleben. Vor drei Jahren waren es noch 62 Prozent.
Auch Startups sind von dieser Entwicklung nicht verschont. 1.400 junge Unternehmen wurden 2024 liquidiert, 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Branchenkenner verweisen auf Finanzierungslücken, überholte Geschäftsmodelle und zunehmenden Marktdruck. Der Elektroflieger-Hersteller Lilium und der E-Auto-Bauer Next E-Go Mobile stehen exemplarisch für ambitionierte Projekte ohne nachhaltige Skalierbarkeit.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an unternehmerischem Nachwuchs. Besonders eigentümergeführte Betriebe mit älteren Inhabern stehen oft vor dem Aus, da keine Nachfolger gefunden werden. Nach Angaben der KfW denkt mittlerweile fast jeder vierte Unternehmer über eine vollständige Stilllegung nach dem Ruhestand nach. Gleichzeitig sinkt die Gründungsrate, vor allem im verarbeitenden Gewerbe.
Die ZEW-Daten zeigen, dass 40 Prozent der freiwilligen Geschäftsaufgaben mittlerweile auf Unternehmer über 60 Jahre entfallen. Viele schließen mangels Nachfolge. Fachkräftemangel, Bürokratie und Investitionsdruck lassen viele ältere Unternehmer den Ausstieg wählen, statt noch einmal zu investieren. Die Schließungsquote im verarbeitenden Gewerbe lag 2024 bei 6,4 Prozent, höher als zur Finanzkrise.
Ökonomin Gottschalk sieht dringenden Reformbedarf. Weniger bürokratische Hürden und gezielte Innovationsförderung könnten helfen, die Dynamik zu bremsen und neue Gründungen zu erleichtern. Die wirtschaftliche Zukunft des deutschen Mittelstands hängt davon ab, wie schnell und effektiv diese Herausforderungen angegangen werden.
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