LONDON (IT BOLTWISE) – In Deutschland steht das Sozialsystem auf dem Prüfstand. Die aktuelle Struktur führt oft dazu, dass Mehrarbeit nicht belohnt wird, sondern sogar finanzielle Nachteile mit sich bringt. Dies ist kein Einzelfall, sondern ein systematisches Problem, das grundlegende Reformen erfordert.
Das deutsche Sozialsystem steht vor einer Herausforderung: Mehrarbeit führt nicht immer zu einem höheren Einkommen. Stattdessen kann es passieren, dass Menschen, die mehr arbeiten, am Monatsende weniger Geld zur Verfügung haben. Dies liegt an der komplexen Interaktion von Sozialleistungen, Steuerfreibeträgen und Abgaben, die nicht optimal aufeinander abgestimmt sind. Ökonom Andreas Peichl sieht hier einen strukturellen Fehler im System.
Peichl, der das Ifo-Zentrum für Makroökonomik leitet, hat über 60 Reformideen analysiert und kommt zu dem Schluss, dass das System falsche Anreize setzt. Das Problem liegt nicht in der Menge der Sozialleistungen, sondern in ihrem Zusammenspiel. Wenn Menschen mehr arbeiten oder eine Gehaltserhöhung erhalten, werden oft Kindergeldzuschläge, Wohngeld oder Bürgergeld gekürzt, während die Steuerlast steigt. Das Ergebnis: Netto bleibt oft kaum ein Unterschied, manchmal sogar ein Minus.
Eine Reform des Systems wäre kostspielig, aber langfristig sinnvoll. Peichl argumentiert, dass gezielte Änderungen zunächst Geld kosten könnten, langfristig jedoch zu höherer Beschäftigung und mehr Einnahmen für den Staat führen würden. Er warnt vor einer „Leistungsbremse im System“: Wer mehr arbeitet, riskiert oft, am Ende weniger zu haben. Eine sinnvolle Reform könnte den Transferbereich ausweiten, was sich durch mehr Menschen in Arbeit und höhere Sozialbeiträge selbst finanzieren würde.
CDU-Chef Friedrich Merz hatte angekündigt, das Bürgergeld zu überarbeiten, um die Ausgaben zu senken. Doch Peichl warnt: Eine Kürzung ohne Reform der Systemlogik könnte das Gegenteil bewirken. Wer arbeiten will, muss einen klaren Vorteil davon haben. Sonst bleibt die Rechnung für viele negativ – und der Sozialstaat wird zur Sackgasse.
Peichls Vorschläge zielen nicht auf eine Reduzierung des Sozialstaats ab, sondern auf eine Verbesserung. Weniger Bürokratie, klarere Regeln und ein Zusammenspiel von Steuer- und Sozialpolitik, das Anreize stärkt, sind seine Forderungen. Deutschland braucht nicht weniger Sozialstaat, sondern einen, der wieder Sinn ergibt und Menschen nicht ausbremst, sondern mitnimmt.
Was fehlt, ist der politische Wille, das Dickicht aus Regelungen zu entwirren und neu zu denken. Solange sich Leistung nicht lohnt, bleibt der Sozialstaat ein mathematisches Paradox – teuer, ineffizient und frustrierend.
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