TOYAMA / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie aus Japan zeigt, dass Schlaf nicht nur bestehende Erinnerungen festigt, sondern auch das Gehirn auf zukünftiges Lernen vorbereitet. Forscher der Universität Toyama haben neuronale Aktivitäten bei Mäusen untersucht und dabei sogenannte ‘Engram-to-be-Zellen’ entdeckt, die während des Schlafs synchronisieren und sich auf die Kodierung neuer Erfahrungen vorbereiten.

Die Bedeutung des Schlafs für die Gedächtnisbildung ist seit langem bekannt, doch eine aktuelle Studie der Universität Toyama bringt neue Erkenntnisse über die doppelte Rolle des Schlafs ans Licht. Während des Schlafs werden nicht nur bestehende Erinnerungen konsolidiert, sondern auch die neuronalen Netzwerke für zukünftiges Lernen vorbereitet. Diese Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen auf Bildungspraktiken und die Behandlung von Gedächtnisstörungen haben.
Im Zentrum der Studie stehen die sogenannten ‘Engram-to-be-Zellen’, spezialisierte Neuronen, die sich während des Schlafs synchronisieren und so die Grundlage für die Bildung neuer Erinnerungen schaffen. Die Forscher nutzten ein fortschrittliches Bildgebungssystem, das Live-Calcium-Imaging mit der Markierung von Engrammzellen kombiniert, um die neuronale Aktivität bei Mäusen vor, während und nach Lernphasen zu verfolgen.
Die Ergebnisse zeigen, dass während des Schlafs zwei parallele Prozesse ablaufen. Einerseits werden bestehende Engrammzellen reaktiviert, was den Konsolidierungsprozess bestätigt. Andererseits synchronisieren sich die ‘Engram-to-be-Zellen’, die später neue Lernerfahrungen kodieren. Diese Synchronisation deutet darauf hin, dass Schlaf nicht nur rückblickend, sondern auch vorausschauend wirkt.
Um die Mechanismen hinter diesem Phänomen zu verstehen, entwickelten die Forscher ein neuronales Netzwerkmodell, das die Aktivität im Hippocampus simuliert. Das Modell legt nahe, dass synaptische Depression und Skalierung, Mechanismen, die die Verbindungsstärken zwischen Neuronen während des Schlafs anpassen, entscheidend für das Entstehen der ‘Engram-to-be-Zellen’ sind. Wenn diese Prozesse im Modell deaktiviert wurden, war die Vorbereitung der Neuronen auf zukünftiges Lernen erheblich beeinträchtigt.
Die Studie hebt auch interessante Dynamiken zwischen bestehenden Engrammzellen und ‘Engram-to-be-Zellen’ hervor, die während des Schlafs eine erhöhte Koaktivierung zeigen. Dies deutet auf eine Art von Informationsübertragung oder Koordination zwischen den neuronalen Netzwerken hin, die vergangene und zukünftige Erinnerungen repräsentieren.
Diese Erkenntnisse haben bedeutende Implikationen für unser Verständnis von Lernen und Gedächtnis. Sie legen nahe, dass die Qualität des Schlafs zwischen Lernsitzungen nicht nur bestimmt, wie gut wir bereits Gelerntes behalten, sondern auch, wie effektiv wir neue Informationen aufnehmen können. Dies könnte Ansätze in der Bildung, kognitiven Verbesserung und der Behandlung von Gedächtnisstörungen beeinflussen.
Darüber hinaus eröffnet die Forschung neue Wege, um zu untersuchen, wie Schlafstörungen nicht nur die Gedächtniskonsolidierung, sondern auch die Bereitschaft des Gehirns für zukünftige Lernherausforderungen beeinträchtigen könnten. Professor Inokuchi betont, dass die Manipulation der Gehirnaktivität während des Schlafs oder der Schlafmuster Methoden zur Verbesserung des Gedächtnisses aufdecken könnte, indem das latente Potenzial des Gehirns freigesetzt wird.
Insgesamt unterstreicht diese Studie die entscheidende Rolle des Schlafs für die Aufrechterhaltung der kognitiven Funktion und des allgemeinen Wohlbefindens. Professor Inokuchi hofft, dass die Menschen den Schlaf mehr schätzen und ihn als Mittel zur Verbesserung ihrer Lebensqualität nutzen werden.

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