LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue psychologische Studie hat einen kausalen Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Zerfalls und der Unterstützung für autoritäre Führungskräfte aufgezeigt. Diese Erkenntnisse könnten weitreichende Implikationen für politische Systeme und die Stabilität von Demokratien haben.

In Zeiten, in denen Menschen das Gefühl haben, dass die gesellschaftlichen Strukturen zerfallen, steigt die Bereitschaft, autoritäre Führungspersönlichkeiten zu unterstützen. Diese versprechen Ordnung, Kontrolle und Sicherheit. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal of Personality and Social Psychology, liefert erstmals kausale Beweise für den Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Anomie und der Unterstützung für Autoritarismus.
Anomie beschreibt das Gefühl, dass die Normen, Werte und Führung einer Gesellschaft zerfallen. Menschen, die Anomie erleben, fühlen sich oft entfremdet und glauben, dass soziale Ordnung und moralische Standards unklar sind. Diese Instabilität kann zu einem Gefühl der Machtlosigkeit führen, das wiederum politische Unsicherheit erzeugt und die Anziehungskraft autoritärer Herrschaft verstärkt.
Die Forscher untersuchten, wie Anomie das Gefühl politischer Machtlosigkeit und Unsicherheit beeinflusst. In einer ersten Studie analysierten sie Daten aus dem deutschen Allgemeinen Sozial Survey von 2006. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, die höhere Anomiewerte wahrnahmen, auch weniger politische Kontrolle und mehr Unsicherheit empfanden, was wiederum mit einer stärkeren Unterstützung autoritärer Werte verbunden war.
Um den kausalen Zusammenhang zu überprüfen, führten die Forscher drei Experimente in den USA durch. Im ersten Experiment wurden die Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, die unterschiedliche Zukunftsszenarien lasen. Diejenigen, die ein Szenario mit hohem Anomiegrad lasen, berichteten von größerer politischer Machtlosigkeit und stärkerer Unterstützung für Autoritarismus.
Das zweite Experiment untersuchte, wie das Gefühl der politischen Kontrolle die Unsicherheit beeinflusst. Teilnehmer, die sich in einem Szenario mit geringer Kontrolle befanden, erlebten signifikant mehr politische Unsicherheit. Im dritten Experiment wurde getestet, ob politische Unsicherheit die Unterstützung für Autoritarismus erhöht. Die Ergebnisse bestätigten, dass Unsicherheit die Anziehungskraft eines starken Führers, der demokratische Prinzipien umgehen könnte, verstärkt.
Die Studie zeigt, dass Anomie über das Gefühl der Machtlosigkeit und Unsicherheit zu einer stärkeren Unterstützung für autoritäre Führung führt. Diese Erkenntnisse werfen Fragen über die Widerstandsfähigkeit von Demokratien in Zeiten gesellschaftlicher Instabilität auf. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, wie wirtschaftlicher Stress, Medienexposition oder Bedrohungen der Gruppenidentität ähnliche Pfade initiieren.
Die Ergebnisse legen nahe, dass politische Führer Unsicherheit oder wahrgenommenen Zerfall nutzen könnten, um Unterstützung zu gewinnen. Die Studie, verfasst von Jasper Neerdaels, Ali Teymoori, Christian Tröster und Niels Van Quaquebeke, bietet neue Perspektiven auf die Dynamik zwischen gesellschaftlicher Wahrnehmung und politischer Unterstützung.

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