LONDON (IT BOLTWISE) – Die Entdeckung von über 1000 Atommüllfässern im Nordostatlantik wirft ein beunruhigendes Licht auf die Vergangenheit der Industrialisierung und die damit verbundenen Umweltrisiken. Diese Fässer, die in Tiefen von bis zu 5000 Metern liegen, sind ein Relikt aus einer Zeit, in der der Ozean als Endlager für radioaktive Abfälle galt.
Die jüngste Entdeckung von über 1000 Atommüllfässern im Nordostatlantik hat die wissenschaftliche Gemeinschaft alarmiert und die Aufmerksamkeit auf ein lange vergessenes Kapitel der Industrialisierung gelenkt. Diese Fässer, die in Tiefen von bis zu 5000 Metern im westeuropäischen Becken des Atlantiks liegen, sind Überbleibsel einer Zeit, in der die Entsorgung von radioaktiven Abfällen im Meer als akzeptable Praxis galt. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des französischen CNRS, mit Beteiligung deutscher Wissenschaftler, hat sich nun der Aufgabe verschrieben, diese Altlasten zu kartieren und ihre Auswirkungen auf das Ökosystem zu analysieren.
Zwischen 1950 und 1982, bevor ein internationales Verbot 1993 die Entsorgung von Atommüll in den Meeren untersagte, wurden radioaktive Abfälle tonnenweise ins Meer gekippt. Diese Praxis wurde von einer Allianz aus Industrienationen mit politischem Segen und weitgehender öffentlicher Unkenntnis durchgeführt. Die Tiefseegräben galten damals als ideale Endlager, fernab von Küsten und touristischem Interesse. Experten schätzen, dass allein im Nordostatlantik bis zu 200.000 Fässer liegen könnten, die mittlerweile verrostet und potenziell undicht sind.
Die meisten dieser Fässer wurden nur notdürftig gesichert, was bedeutet, dass sie nie dafür gedacht waren, den Druck der Tiefe über Jahrhunderte hinweg auszuhalten. Der Atomphysiker Patrick Chardon, Projektleiter der Mission NODSSUM, warnt, dass Leckagen bereits heute Meerwasser und Organismen kontaminieren könnten. Selbst wenn die Halbwertszeiten vieler Isotope abgelaufen sind, bleibt das Risiko bestehen, insbesondere bei langlebigen Isotopen wie Plutonium-239.
Um die Lage der Fässer zu erfassen und Proben von Wasser, Sedimenten und Lebewesen zu analysieren, setzt das Forschungsteam auf den autonomen Tauchroboter Ulyx, der mit 3D-Kameras und Sonar ausgestattet ist. Ziel ist es, eine belastbare Karte des nuklearen Erbes im Ozean zu erstellen. Die kalten Temperaturen und die Dunkelheit der Tiefsee verlangsamen zwar den Verfall, doch bleibt unklar, wie viele Fässer bereits gerissen oder korrodiert sind und welche Auswirkungen dies auf die Nahrungskette haben könnte.
Ein Skandal bahnt sich an, denn niemand will sich heute verantwortlich zeigen. Die Entsorgung wurde meist ohne genaue Protokollierung durchgeführt, und die Zuständigkeiten verlaufen im Nebel diplomatischer Vergessenheit. Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Belgien und Deutschland sind dokumentiert, doch die Frage nach der Haftung bleibt unbeantwortet. Sollte sich die Radioaktivität auf Fischbestände ausweiten, drohen nicht nur Umweltschäden, sondern auch wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe, insbesondere für die europäische Fischereiwirtschaft.
Die aktuelle Forschung ist nur ein erster Schritt, um das Ausmaß der Gefahr zu verstehen. Der eigentliche Skandal ist, dass diese Praxis über Jahrzehnte geduldet wurde. Jetzt, da die Fässer wie Leichen nach einem Sturm auftauchen, stellt sich die Frage: Wer räumt auf? Wer zahlt? Und warum schauen wir erst jetzt hin?
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