LONDON (IT BOLTWISE) – Die Cybersecurity-Branche steht vor einem Dilemma: Während sie digitale Vermögenswerte vor immer raffinierteren Bedrohungen schützt, trägt sie gleichzeitig zu einem wachsenden ökologischen Fußabdruck bei.
Die Cybersecurity-Industrie sieht sich einem unerwarteten Paradoxon gegenüber: Während Unternehmen ihre digitalen Vermögenswerte vor immer raffinierteren Bedrohungen schützen, werden die eingesetzten Sicherheitsmaßnahmen zunehmend zu Umweltbelastungen. Die Zahl der Cyberangriffe stieg im zweiten Quartal 2024 um 30 % auf 1.636 wöchentliche Angriffe, was den Energieverbrauch der Sicherheitskontrollen und damit den CO2-Fußabdruck erheblich erhöht. Dies erfordert dringende Maßnahmen von CISOs und Sicherheitsverantwortlichen weltweit.
Der ökologische Fußabdruck der Cybersecurity-Branche geht weit über den offensichtlichen Energieverbrauch von Rechenzentren hinaus. Diese verbrauchen jährlich 240 bis 340 Terawattstunden Strom, was etwa 1 % bis 1,3 % des weltweiten Strombedarfs entspricht. Doch diese Zahl erfasst nicht den gesamten Umfang der sicherheitsspezifischen Infrastruktur und Prozesse, die diese Umweltbelastung verstärken.
In Australien ist die Entwicklung der Rechenzentrumsbranche besonders besorgniserregend. Morgan Stanley prognostiziert, dass der Energiebedarf von Rechenzentren bis 2030 von 5 % auf 8 % der gesamten nationalen Stromerzeugung ansteigen wird, möglicherweise sogar auf 15 %. Basierend auf durchschnittlichen Netzintensitäten und erneuerbaren Energiezielen werden die Scope-2-Emissionen der Rechenzentren auf 8 Millionen Tonnen geschätzt, was etwa 2 % der gesamten Emissionen Australiens entspricht.
Weltweit ist die Situation ebenso alarmierend. Eine Studie aus dem Jahr 2024 ergab, dass Rechenzentren 105 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursachten, was etwa 2 % der gesamten US-Emissionen entspricht und einen Anstieg von 300 % gegenüber 2018 darstellt. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass Rechenzentren bis zum Ende des Jahrzehnts weltweit etwa 2,5 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent-Emissionen produzieren.
Ein besonders energieintensiver Bestandteil der modernen Cybersecurity-Infrastruktur sind die Systeme zur Sicherheitsinformation und Ereignisverwaltung (SIEM). Rund 75 % der SIEM-Kosten sind nach dem Kauf betrieblich, wobei ein erheblicher Teil dieser Kosten auf den enormen Rechenaufwand für kontinuierliche Überwachung und Protokollanalyse zurückzuführen ist.
Die Branche bewegt sich zunehmend in Richtung kontinuierlicher Überwachung und Echtzeit-Bedrohungserkennung, was ein „Always-On“-Problem schafft. Anders als traditionelle Geschäftsanwendungen, die ihre Ressourcen je nach Bedarf skalieren können, erfordern Sicherheitsüberwachungssysteme ständige Wachsamkeit. Dies erfordert redundante Systeme, Backup-Infrastruktur und geografisch verteilte Überwachungszentren, die kontinuierlich Energie verbrauchen.
Ein weiteres Paradoxon ist der Energieverbrauch zum Schutz vor Kryptowährungs-Malware. Bitcoin-Mining allein verbrauchte 2020-2021 173,42 Terawattstunden Strom, was dem Verbrauch eines kleinen Landes entspricht. Organisationen setzen ausgeklügelte Anti-Malware-Lösungen und Netzwerküberwachungsmaßnahmen ein, um unbefugtes Krypto-Mining zu verhindern, was jedoch selbst erheblich Energie verbraucht.
Die Cybersecurity-Branche muss über traditionelle Risiko-Nutzen-Kalkulationen hinausgehen und Umweltaspekte als zentrale Anliegen betrachten. Organisationen können umweltfreundliche Praktiken übernehmen, indem sie auf cloudbasierte Sicherheitslösungen umsteigen, die bis zu 98 % energieeffizienter sind als On-Premises-Lösungen, und energieeffiziente alternative Protokolle implementieren.
Die Konvergenz von Cybersecurity und ökologischer Nachhaltigkeit stellt sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar. Die Integration nachhaltiger Sicherheitsmaßnahmen steht in direktem Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung, insbesondere SDG 11 – nachhaltige Städte und Gemeinden, SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur sowie SDG 7 – bezahlbare und saubere Energie.
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