STOCKHOLM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie aus Schweden wirft ein beunruhigendes Licht auf die weit verbreitete Verwendung von Antidepressiva bei Demenzpatienten. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Medikamente, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, möglicherweise die kognitive Verschlechterung bei diesen Patienten beschleunigen könnten.

Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), werden häufig zur Behandlung von Depressionen bei Demenzpatienten eingesetzt. Eine aktuelle Studie des Karolinska Instituts in Schweden hat jedoch ergeben, dass diese Medikamente möglicherweise die kognitive Verschlechterung bei Demenzpatienten beschleunigen könnten. Die Forscher analysierten Daten von fast 19.000 Demenzpatienten mit einem Durchschnittsalter von 78 Jahren und stellten fest, dass diejenigen, die SSRIs einnahmen, eine schnellere Abnahme der Gedächtnisleistung zeigten.
Die Studie ergab, dass die Gedächtnisleistung der Patienten, die SSRIs einnahmen, im Durchschnitt um 0,39 Punkte pro Jahr stärker abnahm als bei Patienten, die keine Antidepressiva erhielten. Bei höheren Dosen war der Rückgang sogar noch ausgeprägter. Diese Ergebnisse werfen Fragen zur Sicherheit und Wirksamkeit der Verwendung von SSRIs bei Demenzpatienten auf, insbesondere da diese Medikamente häufig zur Bewältigung von Verhaltens- und Stimmungsschwankungen eingesetzt werden, die mit der Krankheit einhergehen.
Die Forscher betonen jedoch, dass die beobachteten Effekte möglicherweise nicht direkt auf die Medikamente selbst zurückzuführen sind. Es könnte auch sein, dass die Depression, die mit den Medikamenten behandelt werden soll, selbst einen Einfluss auf die Krankheitsprogression hat. Diese Unsicherheit unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die hinter diesen Beobachtungen stehen.
Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass eine Untergruppe von Demenzpatienten, die an frontotemporaler Demenz leiden, eine langsamere Krankheitsprogression aufwies, wenn sie Antidepressiva einnahmen. Dies deutet darauf hin, dass die Wirkung von Antidepressiva bei Demenzpatienten möglicherweise von der spezifischen Art der Demenz abhängt.
Experten wie Professorin Tara Spires-Jones von der British Neuroscience Association und Richard Oakley von der Alzheimer’s Society betonen die Bedeutung dieser Ergebnisse, weisen jedoch auch auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen hin. Sie argumentieren, dass die bisherigen Studienergebnisse gemischt sind und dass ein umfassenderes Verständnis der Auswirkungen von Antidepressiva auf die Demenzprogression erforderlich ist.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Demenz sind erheblich, mit geschätzten jährlichen Kosten von 42 Milliarden Pfund in Großbritannien. Diese Zahl wird voraussichtlich steigen, da die Bevölkerung altert und die Zahl der Demenzfälle zunimmt. Angesichts dieser Herausforderungen ist es entscheidend, die Behandlungsmöglichkeiten für Demenzpatienten weiter zu erforschen und zu optimieren.

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