LONDON (IT BOLTWISE) – Die Erforschung von Psilocybin, einem psychedelischen Wirkstoff aus bestimmten Pilzen, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Während seine potenziellen therapeutischen Vorteile bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen im Fokus stehen, bleibt die Frage offen, wie Psilocybin die kognitiven Fähigkeiten beeinflusst.
Psilocybin, bekannt als der aktive Bestandteil in sogenannten “Magic Mushrooms”, hat in der wissenschaftlichen Gemeinschaft aufgrund seiner potenziellen therapeutischen Anwendungen bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen Aufmerksamkeit erregt. Eine kürzlich in der Zeitschrift Psychopharmacology veröffentlichte Studie beleuchtet die Auswirkungen von Psilocybin auf die kognitiven Funktionen während seiner akuten Wirkung. Die Studie, die eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse von 13 Experimenten umfasst, zeigt, dass Psilocybin die Reaktionszeit verlangsamt und die exekutiven Funktionen beeinträchtigt.
Exekutive Funktionen, zu denen Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle gehören, sind entscheidend für das tägliche Funktionieren und könnten auch für therapeutische Ergebnisse relevant sein. Defizite in diesen Bereichen sind häufig bei verschiedenen psychischen Erkrankungen zu beobachten. Daher ist es wichtig zu verstehen, ob Psilocybin diese Fähigkeiten verschlechtert oder verbessert, um sowohl die Sicherheit als auch das therapeutische Potenzial des Wirkstoffs zu bewerten.
Die Forscher Morten Lietz und Parsa Yousefi von der Universität Fribourg betonen, dass kognitive Funktionen ein entscheidender, aber wenig erforschter Aspekt der psychedelischen Wissenschaft sind. Sie führten eine umfassende Überprüfung bestehender Studien durch, die die Auswirkungen von Psilocybin auf exekutive Funktionen und Aufmerksamkeit während seiner akuten Wirkung untersuchten. Dabei wurden 13 Studien identifiziert, die insgesamt 42 Vergleiche zwischen Personen, die Psilocybin einnahmen, und solchen, die ein Placebo erhielten, lieferten.
Die Ergebnisse zeigten, dass Psilocybin mit einer signifikanten Verlangsamung der Reaktionszeit verbunden war. Die Effektstärke betrug Hedges’ g = 1,13, was bedeutet, dass Teilnehmer unter Psilocybin deutlich länger brauchten, um auf kognitive Aufgaben zu reagieren. Die Auswirkungen auf die Genauigkeit waren weniger klar, da die durchschnittliche Genauigkeit unter Psilocybin leicht niedriger war, jedoch nicht statistisch signifikant.
Interessanterweise stellten die Forscher fest, dass die Art der Aufgabe die Größe des Effekts beeinflusste. Psilocybins Einfluss auf die Reaktionszeit war ausgeprägter, wenn Aufgaben die allgemeine Leistung maßen, anstatt eine spezifische kognitive Fähigkeit zu isolieren. Dies deutet darauf hin, dass ein Großteil der Beeinträchtigung möglicherweise auf breite Effekte auf Aufmerksamkeit, Motivation oder motorische Kontrolle zurückzuführen ist, anstatt auf spezifische Störungen höherer exekutiver Funktionen.
Die Forscher betonen, dass herkömmliche Labortests möglicherweise nicht gut geeignet sind, um die kognitive Leistung während einer psychedelischen Erfahrung zu messen. Viele dieser Tests sind repetitiv und abstrakt, was sie für Personen, die sich in einem stark veränderten Bewusstseinszustand befinden, irrelevant oder uninteressant erscheinen lassen könnte.
Die Studie weist jedoch auch auf Einschränkungen hin. Sie untersuchte nur die kurzfristigen Effekte von Psilocybin während der akuten Phase. Es gibt Hinweise darauf, dass Psilocybin die kognitive Funktion in den Tagen oder Wochen nach der Anwendung tatsächlich verbessern könnte, aber diese langfristigen Effekte wurden in dieser Analyse nicht erfasst.
Um diese Einschränkungen zu überwinden, schlagen die Autoren vor, dass zukünftige Forschungen die Auswirkungen von Psilocybin über längere Zeiträume hinweg untersuchen und natürlichere oder ansprechendere Aufgaben verwenden sollten. Sie empfehlen auch den Einsatz von Werkzeugen wie Eye-Tracking oder Experience Sampling, um Einblicke in reale kognitive Veränderungen während und nach der psychedelischen Erfahrung zu gewinnen.
Die Forschung zu Psilocybin und kognitiven Funktionen ist ein wachsendes Feld, das weiterhin spannende Erkenntnisse liefern wird. Die Forscher planen, die langfristigen Auswirkungen von Psychedelika auf Kognition, Lernen, Gedächtnis, exekutive Funktionen und Kreativität weiter zu untersuchen.
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