Wissenschaftler fordern verstärkte Maßnahmen gegen Vogelgrippe

WASHINGTON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Angesichts der anhaltenden Bedrohung durch die Vogelgrippe H5N1 haben internationale Virologen die US-Regierung aufgefordert, ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Ausbruchs zu intensivieren.

Die Vogelgrippe H5N1 stellt seit über einem Jahr eine erhebliche Bedrohung für die USA dar. Ein internationales Konsortium von Virologen hat nun die US-Regierung aufgefordert, ihre Anstrengungen zur Eindämmung des Virus zu verstärken. Die hohe Sterblichkeitsrate bei Menschen, die in der Vergangenheit mit H5N1 infiziert wurden, verdeutlicht die potenziell katastrophalen Folgen einer unzureichenden Reaktion auf die aktuelle Bedrohung. Die Wissenschaftler des Global Virus Network, das in über 40 Ländern tätig ist, betonen die Dringlichkeit der Situation. Der Erreger wurde mittlerweile in allen 50 US-Bundesstaaten in Geflügelbeständen nachgewiesen und hat bereits mehrere Menschen infiziert, wobei mindestens ein Todesfall bestätigt wurde. Die Forscher äußern zudem Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der politischen Turbulenzen in den USA auf die Überwachungsmaßnahmen zur Vogelgrippe. Die Trump-Administration hat Ausgabenkürzungen durchgesetzt und die Kommunikation wissenschaftlicher Institutionen eingeschränkt, was die Überwachung der H5N1-Ausbreitung erschwert. In einem Artikel in der Fachzeitschrift The Lancet Regional Health-Americas fordern die Wissenschaftler weltweit Regierungen auf, die Überwachung zu verbessern, Biosicherheitsmaßnahmen zu implementieren und sich auf eine mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragung vorzubereiten. Prof. Marion Koopmans, Mitautorin des Artikels und Leiterin der Virologie am Erasmus Medical Centre in den Niederlanden, erklärt, dass das Risiko für Menschen, die nicht mit infizierten Tieren in Kontakt kommen, derzeit gering sei. Dies könne sich jedoch schnell ändern, wenn das Virus Mutationen aufnimmt, was bei einer fortgesetzten Zirkulation in Säugetieren möglich sei. Der Ausbruch in den USA hat sich seit März 2024 landesweit ausgebreitet und mehr als 1.000 Milchviehbetriebe betroffen, was zur Tötung oder Keulung von Millionen von Geflügel geführt hat. Laut den Centers for Disease Control and Prevention wurden mindestens 70 menschliche Infektionen identifiziert, wobei eine Person in Louisiana gestorben ist. Sowohl die vorherige Regierung von Joe Biden als auch die aktuelle Regierung von Donald Trump stehen in der Kritik, nicht genug getan zu haben, um die Ausbreitung zu stoppen. Je länger der Ausbruch andauert und je weiter er sich ausbreitet, desto größer ist das Risiko, dass H5N1-Pathogene genetisches Material mit anderen Viren austauschen und zwischen Arten übertragbarer werden. Im vergangenen Monat meldete das Vereinigte Königreich den ersten bekannten H5N1-Fall bei einem Schaf. Die Wissenschaftler des Global Virus Network fordern die schnelle Weitergabe von US-Genomsequenzierungsdaten und zugehörigen Metadaten, wie z.B. wann und wo Proben entnommen wurden. Aktuelle US-Genomdaten deuten auf “fortlaufende Mutationen” hochpathogener H5N1-Viren und vermutete Fälle bei Säugetieren wie Seelöwen und Nerzen hin. Wenn die Pathogene genetisches Material mit Schweine- oder menschlichen saisonalen Influenzaviren austauschen, könnte dies ihre Übertragbarkeit zwischen Menschen erhöhen. Die Trump-Administration hat auch die Kommunikation verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen eingeschränkt, um die Forschung in Bereichen wie Vielfalt, Impfstoffe und Klimawandel zu unterdrücken. “Wir bedauern die Einschränkungen, die der CDC und anderen öffentlichen Gesundheitskommunikationen aufgrund des aktuellen politischen Klimas in den USA auferlegt wurden”, sagen die Virologen. “Dies beeinträchtigt die Wirksamkeit der vollständigen Umsetzung von Schutzmaßnahmen im öffentlichen Gesundheitswesen.” Die bestehende Vogelgrippe-Testung reicht nicht aus, um ihre Ausbreitung zu stoppen, was die Eierpreise in den USA auf ein Allzeithoch gehalten hat, da sie die Geflügelbestände beeinträchtigt, so die Wissenschaftler. Die von der Regierung vorgeschriebene Milchtestung ist ein “kritischer erster Schritt” zur Überwachung, aber “nicht weit genug verbreitet”, da die Umsetzung je nach Bundesstaat variiert.

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