TOULOUSE / LONDON (IT BOLTWISE) – Airbus steht an einem entscheidenden Punkt in der Luftfahrtgeschichte. Während Boeing mit anhaltenden Schwierigkeiten kämpft, könnte Airbus die Gelegenheit nutzen, seine Marktstellung zu festigen. Doch interne Herausforderungen und strategische Fehlentscheidungen drohen, diese einmalige Chance zu verpassen.
Airbus, der europäische Luftfahrtgigant, befindet sich in einer einzigartigen Position, um von der Krise seines Hauptkonkurrenten Boeing zu profitieren. Mit einem Auftragsbuch von 8800 Flugzeugen und einer Luftfahrtmesse, die neue Rekorde bricht, scheint der Weg zur Dominanz geebnet. Doch ein Blick in die Produktionshallen von Toulouse offenbart eine andere Realität: Es mangelt an Teilen, Geschwindigkeit und Entschlossenheit.
CEO Guillaume Faury beschreibt die aktuelle Situation als eine „einmalige Chance“, fügt jedoch ein entscheidendes „… falls wir liefern“ hinzu. Diese Unsicherheit spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen Airbus konfrontiert ist. Die Pandemie hat die Lieferketten gestört, Triebwerke fehlen, und Zulieferer zögern. Das Ziel, bis 2027 monatlich 75 Maschinen der A320-Serie zu produzieren, scheint in weiter Ferne, da der aktuelle Schnitt bei nur 39 liegt.
Die Schuld für die Verzögerungen wird zwischen Airbus und seinen Partnern hin- und hergeschoben. Ingenieurteams werden zu Partnerfirmen geschickt, um Probleme zu lösen, doch dies wirkt eher wie eine Symptombekämpfung als eine strategische Lösung. Eigene Investitionen und Abnahmegarantien bleiben aus, während Kontrolle und Zurückhaltung dominieren – in einer Zeit, in der Mut gefragt wäre.
Ein weiteres Problem stellt das gescheiterte Wasserstoffprojekt dar, das lange als Prestigeprojekt von Faury galt. Der emissionsfreie Wasserstoffjet, ein CO₂-freier Traum, scheiterte an fragwürdiger Technik, fehlender Infrastruktur und einem unrealistischen Zeitplan. Intern gab es Widerstand, der jedoch ignoriert wurde. Das Projekt wurde offiziell „verschoben“, was in Wahrheit einem Scheitern gleichkommt.
Faury, der einst als Visionär antrat, wird nun eher als Verwalter wahrgenommen. Projekte wie der „A320neo Enhanced“, die als potenzielle Renditetreiber galten, wurden vernachlässigt. Auch im Verteidigungsgeschäft, das in Europa boomt, bleibt Airbus nur eine Randfigur. Die Rüstungssparte verzeichnete 2024 Verluste, und selbst bei der Bestellung der F-35 durch die Bundeswehr blieb Airbus passiv.
Die eigentliche Tragik liegt darin, dass Airbus kaum Konkurrenz hat. Boeing steckt in einer Dauerkrise, chinesische Anbieter kämpfen mit Exportverboten, und brasilianische Hersteller geben auf. Dennoch tritt Airbus auf der Stelle. Die Aktie hinkt dem DAX und Wettbewerbern wie MTU hinterher, und die Euphorie der Märkte bleibt aus.
Ein Hoffnungsschimmer könnte Lars Wagner sein, der ab 2026 die Verkehrsflugzeugsparte von Airbus übernehmen wird. Der MTU-Chef gilt als anpackend, effizient und strategisch versiert. In München hätte man ihn gerne behalten, doch in Toulouse setzt man nun Hoffnungen auf ihn, um die dringend benötigte Dynamik zurückzubringen.
Während der Markt ruft, schweigt Airbus. Die eigene Marktstellung ist stark, die Nachfrage riesig, der Wettbewerb schwach. Doch es fehlt an Führung, Vision und Tempo. Guillaume Faury ist kein schlechter Manager, aber vielleicht der falsche für diesen Moment. Während Boeing taumelt, verpasst Airbus die Chance zur Vorentscheidung.

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