LONDON (IT BOLTWISE) – Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass die hohe Rate von Autismus-Spektrum-Störungen bei Menschen auf die evolutionäre Entwicklung des menschlichen Gehirns zurückzuführen ist. Die Studie zeigt, dass bestimmte neuronale Zelltypen im menschlichen Gehirn schneller evolvierten als bei anderen Primaten, was möglicherweise mit der Entwicklung von Sprache und kognitiven Fähigkeiten zusammenhängt.

Die Evolution des menschlichen Gehirns ist ein faszinierendes Thema, das Wissenschaftler seit langem beschäftigt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie in Molecular Biology and Evolution beleuchtet die Verbindung zwischen der Entwicklung des menschlichen Gehirns und der Häufigkeit von Autismus-Spektrum-Störungen. Laut der Studie könnte die hohe Rate dieser Störungen bei Menschen auf spezifische genetische Veränderungen zurückzuführen sein, die während der Evolution des Homo sapiens auftraten.
Autismus-Spektrum-Störungen betreffen etwa 3,2 % der Kinder in den USA, während die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit etwa eines von 100 Kindern betroffen ist. Diese Störungen scheinen einzigartig menschlich zu sein, da sie bei nicht-menschlichen Primaten kaum vorkommen. Die betroffenen Verhaltensweisen sind oft mit kognitiven Fähigkeiten wie Sprachproduktion und -verständnis verbunden, die bei Menschen besonders ausgeprägt sind.
Mit der Entwicklung der Einzelzell-RNA-Sequenzierung wurde es möglich, spezifische Zelltypen im Gehirn zu definieren. Forscher haben herausgefunden, dass das menschliche Gehirn eine erstaunliche Vielfalt an neuronalen Zelltypen enthält. Besonders bemerkenswert ist die schnelle Evolution der L2/3 IT-Neuronen, die in der äußeren Schicht des menschlichen Gehirns am häufigsten vorkommen. Diese Neuronen haben sich im Vergleich zu anderen Primaten besonders schnell entwickelt, was mit dramatischen Veränderungen in autismusassoziierten Genen einhergeht.
Die Forscher vermuten, dass diese genetischen Veränderungen durch natürliche Selektion spezifisch für die menschliche Linie vorangetrieben wurden. Obwohl der genaue Grund, warum diese Veränderungen den menschlichen Vorfahren einen Fitnessvorteil verschafften, unklar bleibt, spekulieren die Wissenschaftler, dass sie mit einer verzögerten postnatalen Gehirnentwicklung und einer erhöhten Sprachfähigkeit zusammenhängen könnten. Diese langsamere Entwicklung könnte zu komplexeren Denkprozessen geführt haben, die für die menschliche Evolution von Vorteil waren.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass einige der genetischen Veränderungen, die das menschliche Gehirn einzigartig machen, auch zur größeren Neurodiversität der Menschen beigetragen haben. Dies wirft interessante Fragen über die Balance zwischen kognitiven Fähigkeiten und neurologischen Störungen auf und eröffnet neue Perspektiven für die Erforschung der menschlichen Evolution.

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