LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie wirft ein überraschendes Licht auf die Ursachen sensorischer Empfindlichkeiten bei Autismus. Forscher haben herausgefunden, dass diese Empfindlichkeiten möglicherweise nicht direkt durch Autismus verursacht werden, sondern durch eine genetische Verbindung zu Alexithymie, einer Bedingung, die Schwierigkeiten beim Erkennen und Beschreiben eigener Emotionen mit sich bringt.
Die aktuelle Forschung, veröffentlicht in Translational Psychiatry, legt nahe, dass die sensorischen Empfindlichkeiten, die häufig bei autistischen Personen beobachtet werden, nicht direkt auf Autismus zurückzuführen sind. Stattdessen scheinen diese sensorischen Merkmale genetisch mit Alexithymie verbunden zu sein. Alexithymie ist eine Bedingung, die durch Schwierigkeiten beim Identifizieren und Beschreiben eigener Emotionen gekennzeichnet ist. Nachdem die Forscher Alexithymie berücksichtigt hatten, fanden sie keine verbleibende genetische Assoziation zwischen Autismus und sensorischen Symptomen.
Diese Erkenntnisse stellen langjährige Annahmen über die Natur von Autismus in Frage und deuten darauf hin, dass einige der als charakteristisch geltenden Merkmale möglicherweise aus überlappenden, aber unterschiedlichen Eigenschaften resultieren. Autismus-Spektrum-Störungen werden typischerweise mit einer Reihe von Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie mit repetitiven Verhaltensweisen und eingeschränkten Interessen in Verbindung gebracht. In den letzten Jahren wurden sensorische Verarbeitungsprobleme als Teil der diagnostischen Kriterien anerkannt.
Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass ein anderes Merkmal, nämlich Alexithymie, für die sensorischen Herausforderungen verantwortlich sein könnte, die häufig bei Autismus beobachtet werden. Alexithymie beeinflusst die Art und Weise, wie Menschen ihre eigenen Emotionen wahrnehmen und verarbeiten, und ist bei autistischen Personen signifikant häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Wichtig ist, dass Alexithymie auch bei vielen anderen psychischen Gesundheitszuständen beobachtet wird.
Die Forscher führten eine große Zwillingsstudie durch, um diese Hypothese zu testen. Sie verwendeten Daten aus der Twins Early Development Study im Vereinigten Königreich und konzentrierten sich auf eine Stichprobe von 207 Zwillingspaaren. Die Ergebnisse zeigten, dass alle drei Merkmale – Autismus, sensorische Symptome und Alexithymie – stark erblich sind. Die Korrelation zwischen Autismus und sensorischen Problemen war größtenteils genetischen Ursprungs. Als jedoch Alexithymie berücksichtigt wurde, verschwand die genetische Verbindung zwischen Autismus und sensorischen Symptomen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die sensorischen Unterschiede, die auf Autismus zurückgeführt werden, möglicherweise eher mit Alexithymie in Verbindung stehen. Dies könnte bedeuten, dass die aktuellen diagnostischen Kriterien für Autismus überdacht werden müssen. Wenn sensorische Symptome nicht direkt durch Autismus verursacht werden, sondern durch Alexithymie, könnten einige Individuen falsch diagnostiziert werden oder ihre sensorischen Probleme missverstanden werden, wenn Alexithymie nicht berücksichtigt wird.
Die Studie hat jedoch auch Einschränkungen. Die Forscher stützten sich auf Elternberichte, die Verzerrungen einführen können, insbesondere wenn ein Elternteil die Bewertungen für beide Zwillinge durchführte. Trotz dieser Einschränkungen regen die Ergebnisse dazu an, die Definition und das Verständnis von Autismus neu zu überdenken.
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