MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat neue Einblicke in die Verbindung zwischen Alzheimer und Epilepsie gegeben. Forscher haben ungewöhnliche Gehirnwellenaktivitäten bei Alzheimer-Patienten entdeckt, die als potenzieller Biomarker für die Verfolgung der Krankheit und ihrer Symptome dienen könnten.
Die Forschung, die in der Fachzeitschrift Brain Communications veröffentlicht wurde, zeigt, dass bei Alzheimer-Patienten eine spezifische Art schneller Gehirnrhythmen, sogenannte Hochfrequenzoszillationen, nachgewiesen werden konnte. Diese Oszillationen waren besonders ausgeprägt bei Patienten mit subklinischer epileptischer Aktivität, was darauf hindeutet, dass sie nicht nur ein Indikator für das Risiko von Anfällen, sondern auch für eine breitere Form der Gehirnübererregbarkeit sein könnten, die mit Alzheimer selbst verbunden ist.
Alzheimer ist vor allem für seine Auswirkungen auf Gedächtnis und Kognition bekannt, doch viele Betroffene erleben auch Anfälle oder abnormale elektrische Aktivitäten im Gehirn. Diese Störungen bleiben oft unbemerkt, können jedoch den Gedächtnisverlust verschlimmern und den kognitiven Abbau beschleunigen. Die Entdeckung von Hochfrequenzoszillationen könnte daher ein wichtiger Schritt sein, um diese versteckte Hyperaktivität zu identifizieren und gezielt zu behandeln.
In der Studie wurden Magnetoenzephalographie (MEG) verwendet, um die magnetischen Signale zu erfassen, die durch Gehirnaktivität erzeugt werden. Die Forscher analysierten 10-minütige MEG-Aufzeichnungen von drei Gruppen: Alzheimer-Patienten mit und ohne epileptische Aktivität sowie gesunde Kontrollpersonen. Die Ergebnisse zeigten, dass Alzheimer-Patienten mehr Hochfrequenzoszillationen aufwiesen als die Kontrollgruppe, insbesondere in den rechten temporalen und okzipitalen Lappen.
Interessanterweise hatten Patienten ohne Anzeichen epileptischer Aktivität in einigen Regionen sogar mehr Hochfrequenzoszillationen als solche mit epileptischer Aktivität. Dies deutet darauf hin, dass diese Oszillationen nicht nur mit dem Risiko von Anfällen, sondern auch mit einer allgemeinen Übererregbarkeit des Gehirns bei Alzheimer in Verbindung stehen könnten.
Die Studie untersuchte auch die Wirkung des Antiepileptikums Levetiracetam auf die Gehirnaktivität. Bei Patienten mit epileptischer Aktivität reduzierte das Medikament die Hochfrequenzoszillationen in mehreren Gehirnregionen, was darauf hindeutet, dass es überaktive neuronale Netzwerke beruhigen könnte. Bei Patienten ohne nachweisbare epileptische Aktivität erhöhte Levetiracetam jedoch unerwartet die Rate der Hochfrequenzoszillationen in bestimmten Bereichen.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Hochfrequenzoszillationen ein allgemeines Merkmal der Alzheimer-Krankheit sind und dass ihre asymmetrische Verteilung im Gehirn auf eine epilepsiebedingte Hypererregbarkeit hinweisen könnte. Die Forschung eröffnet neue Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung von Alzheimer, indem sie aufzeigt, dass Behandlungen möglicherweise individuell angepasst werden müssen, je nach den Gehirnaktivitätsmustern der Patienten.
Die Studie weist jedoch auch auf einige Einschränkungen hin, wie die geringe Stichprobengröße und die Tatsache, dass die Kontrollgruppe älter war als die Alzheimer-Gruppe. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, ob Hochfrequenzoszillationen bereits in den frühen Stadien von Alzheimer oder bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen auftreten. Die Kombination von MEG mit anderen Bildgebungstechniken könnte ein klareres Bild davon liefern, wo und wie diese Gehirnwellen entstehen.
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