JERUSALEM / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass akute Traumata nicht nur zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen können, sondern auch Zwangsstörungen auslösen oder verschlimmern können. Forscher fanden heraus, dass Überlebende der Angriffe in Israel ein sechsmal höheres Risiko hatten, Symptome von Zwangsstörungen zu entwickeln, als nicht direkt Betroffene.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen dem Erleben akuter Traumata und dem Auftreten von Zwangsstörungen aufgezeigt. Die Untersuchung, die nach den Angriffen am 7. Oktober in Israel durchgeführt wurde, ergab, dass Überlebende, die direkt der Gewalt ausgesetzt waren, fast sechsmal häufiger Symptome entwickelten, die mit Zwangsstörungen übereinstimmen, als eine Gruppe, die nicht direkt betroffen war.
Seit Jahren beobachten Wissenschaftler eine Verbindung zwischen Trauma und Zwangsstörungen. Studien haben hohe Raten von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) bei Menschen gezeigt, die auch an Zwangsstörungen leiden, und umgekehrt. Menschen mit Zwangsstörungen berichten oft von einer Vorgeschichte traumatischer Ereignisse.
Die Ereignisse vom 7. Oktober in Israel boten ein einzigartiges und tragisches natürliches Experiment. Die Angriffe schufen zwei unterschiedliche Gruppen innerhalb desselben Landes: Eine Gruppe bestand aus Bewohnern der ‘Gaza-Umgebung’, die stundenlang intensiven, direkten Traumata ausgesetzt waren, einschließlich des Erlebens von Gewalt und Tod sowie unmittelbarer Bedrohungen ihres Lebens.
Die zweite Gruppe bestand aus Menschen, die anderswo in Israel lebten und die Ereignisse durch Nachrichtenberichte, Raketenalarme oder durch Freunde und Familie in den betroffenen Gebieten erlebten. Diese Situation ermöglichte es den Forschern, die psychologischen Ergebnisse einer Gruppe mit extremem, direktem Trauma mit einer vergleichbaren Gruppe mit indirekterer Exposition zu vergleichen.
Die Forschung, geleitet von Professor Eyal Kalanthroff von der Hebräischen Universität Jerusalem und Professor Helen Blair Simpson von der Columbia University, zielte darauf ab zu verstehen, ob dieses schwere, akute Trauma zu neuen oder verschlimmerten Zwangssymptomen führen könnte. Sie vermuteten, dass die direkt betroffene Gruppe höhere Raten dieser Symptome aufweisen würde und dass dieser Anstieg mit der Schwere ihrer PTSD-Symptome verbunden wäre.
Die Ergebnisse waren beeindruckend. Vor dem 7. Oktober waren die selbstberichteten Zwangssymptom-Scores für beide Gruppen nahezu identisch und sehr niedrig. Vier bis sechs Monate später hatten sich die Scores für die direkt betroffene Überlebendengruppe dramatisch erhöht. Die Scores der Kontrollgruppe stiegen ebenfalls leicht an, jedoch nicht annähernd in demselben Ausmaß.
Die Studie untersuchte auch die Rolle der PTSD. Es wurde festgestellt, dass die Zugehörigkeit zur direkt betroffenen Gruppe stark mit höheren Scores auf der PTSD-Checkliste verbunden war. Eine statistische Analyse ergab, dass die Schwere der PTSD-Symptome half, die Verbindung zwischen direkter Traumatisierung und der Wahrscheinlichkeit, eine wahrscheinliche Zwangsstörung zu entwickeln, zu erklären. Dies deutet darauf hin, dass ein Trauma, das schwer genug ist, um PTSD-Symptome zu verursachen, auch ein starker Auslöser für Zwangssymptome sein kann.
Die Autoren der Studie betonten, dass das häufigste neue Symptom das zwanghafte Kontrollieren war, was möglicherweise mit dem spezifischen Trauma gewaltsamer Hauseinbrüche zusammenhängt. Die Studie hat einige Einschränkungen, die die Autoren anerkennen. Die Forschung stützte sich auf Selbstberichtsfragebögen anstelle von klinischen Interviews, die von einem Psychiater oder Psychologen durchgeführt wurden. Zudem war die Bewertung der Symptome vor dem Trauma retrospektiv, was bedeutet, dass sich die Teilnehmer auf ihr Gedächtnis verlassen mussten, das manchmal unvollkommen sein kann.
Zukünftige Forschungen werden nötig sein, um Traumapatienten über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, um zu sehen, ob diese neuen Symptome bestehen bleiben, sich auflösen oder im Laufe der Zeit verändern. Es wird auch wichtig sein zu verstehen, welche Personen am meisten gefährdet sind, nach einem traumatischen Erlebnis Zwangsstörungen zu entwickeln. Trotz der Einschränkungen haben die Ergebnisse der Studie erhebliche Implikationen. Sie legen nahe, dass Gesundheitsfachkräfte, die mit traumatisierten Bevölkerungsgruppen arbeiten, nicht nur auf PTSD, sondern auch auf Zwangsstörungen screenen sollten.

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