MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat ein bisher unbekanntes Abfallsystem im menschlichen Gehirn aufgedeckt, das möglicherweise eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung gesunder Neuronen spielt. Diese Entdeckung könnte neue Wege zur Behandlung von Alzheimer eröffnen.
In einer bemerkenswerten Entdeckung haben Wissenschaftler ein bisher unbekanntes Abfallsystem im menschlichen Gehirn identifiziert, das möglicherweise eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der neuronalen Gesundheit spielt. Diese Entdeckung, die in der Journal of Comparative Neurology veröffentlicht wurde, könnte neue Einblicke in die Mechanismen hinter neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer bieten.
Die Forschung, die von der Neurowissenschaftlerin Ruth Fabian-Fine geleitet wurde, begann mit der Untersuchung eines ähnlichen Systems in den Gehirnen von Spinnen. Diese Studie ergab, dass spezialisierte Gliazellen winzige Kanäle nutzen, um Abfallstoffe aus Neuronen zu entfernen. Wenn dieses System strukturell beeinträchtigt wird, kann es zu katastrophalen Schwellungen und dem Absterben von Neuronen kommen, was typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit sind.
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Die Krankheit ist durch fortschreitenden Gedächtnisverlust, Verwirrung und Verhaltensänderungen gekennzeichnet. Wissenschaftler haben diese Symptome lange Zeit mit der Ansammlung von Amyloid-Beta-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn in Verbindung gebracht. Doch wie sich dieser Abfall bildet und anhäuft und ob er die Krankheit verursacht oder daraus resultiert, bleibt unklar. Eine Hypothese besagt, dass Probleme mit den Abfallentsorgungsmechanismen eine Rolle spielen könnten.
Fabian-Fine entdeckte, dass in gesunden menschlichen Gehirnen diese Gliazellen-Projektionen effizient Abfallstoffe entfernen, indem sie kleine Abfallbehälterstrukturen innerhalb der Neuronen bilden. In Gewebe von Alzheimer-Patienten schien das System jedoch zusammenzubrechen. Die Gliazellen schwollen an und bildeten große, mit Zelltrümmern gefüllte Strukturen. Diese Schwellung ging oft mit dem allmählichen Verlust von Zytoplasma in den Neuronen einher, was schließlich zu ihrem Absterben führte.
Die Forscher schlugen einen neuen Begriff für diesen Prozess vor: “Gliaptose”, eine Form des glial-induzierten neuronalen Todes. Diese Entdeckung könnte das Verständnis der Myelinisierung im Gehirn verändern, die traditionell als Isolierung von Axonen zur Unterstützung der Signalübertragung angesehen wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige myelinisierte Gliazellen stattdessen eine Abfallentsorgungsfunktion haben könnten.
Die Studie wirft auch Fragen über die evolutionäre Bedeutung dieses Systems auf. Die Tatsache, dass Spinnen und Menschen einen so ähnlichen Mechanismus teilen, deutet darauf hin, dass er über Hunderte von Millionen Jahren hinweg erhalten geblieben ist. Dies könnte auf seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung einer gesunden Gehirnfunktion über Arten hinweg hinweisen, aber auch auf eine gemeinsame Anfälligkeit: Wenn dieses System zusammenbricht, könnte dies zu Neurodegeneration führen.
Fabian-Fine und ihr Team planen, die strukturellen und molekularen Merkmale dieses Glialkanalsystems weiter zu untersuchen. Ihr Ziel ist es, die beteiligten Proteine und Prozesse besser zu verstehen, um herauszufinden, was bei der Krankheit schiefgeht und wie dies verhindert werden kann. Sie hoffen, dass durch die Kartierung dieses alten und übersehenen Systems neue Wege zur Behandlung von Alzheimer und anderen Formen der Demenz eröffnet werden können.
Die Forscher warnen jedoch, dass trotz ihrer überzeugenden Ergebnisse weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die genauen Mechanismen zu bestätigen. Es bleibt unklar, ob die beobachtete Glia-Schwellung eine Ursache oder eine Folge der Abfallansammlung ist. Auch ist noch nicht bekannt, ob die Stärkung der Funktion dieser Glialkanäle helfen könnte, das Fortschreiten von Krankheiten wie Alzheimer zu verhindern oder zu verlangsamen.
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