LEIPZIG / LONDON (IT BOLTWISE) – Neue Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft zeigen, dass das Kleinhirn, traditionell mit motorischer Kontrolle assoziiert, eine entscheidende Rolle in der sozialen Kognition von Kindern spielt.
In einer aktuellen Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften wurde die Rolle des Kleinhirns bei der Entwicklung der Theory of Mind (ToM) bei Kindern untersucht. Diese Fähigkeit, die Gedanken und Überzeugungen anderer zu verstehen, ist entscheidend für die menschliche Kommunikation und beginnt sich zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr zu entwickeln. Die Forscher beobachteten die Gehirnaktivität von Kindern, während sie Filme in einem MRT-Scanner ansahen, um die neurologischen Grundlagen der ToM zu erforschen.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Kleinhirn, ein Bereich des Gehirns, der typischerweise mit motorischer Kontrolle in Verbindung gebracht wird, eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der sozialen Kognition während der Kindheit spielt. Diese Region scheint Informationen an den Kortex weiterzuleiten, was im Gegensatz zum Muster bei Erwachsenen steht, wo der Kortex Informationen an das Kleinhirn sendet. Diese Umkehrung der Informationsflussrichtung deutet darauf hin, dass das Kleinhirn in der Kindheit die Bühne für die Entwicklung von kognitiven Prozessen bereitet.
Ein bedeutender Meilenstein in der Entwicklung der Theory of Mind ist das Bestehen von Aufgaben, die falsche Überzeugungen testen. Diese Aufgaben erfordern von Kindern, die falschen Überzeugungen eines Charakters in einer Geschichte zu erkennen, typischerweise im Kontext von Missverständnissen über den Standort, den Inhalt oder die Natur eines Objekts. Das erfolgreiche Bestehen solcher Aufgaben wird als Indikator für die Fähigkeit angesehen, die mentalen Zustände anderer zu repräsentieren.
Die Studie, die Daten von 41 Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren analysierte, zeigte, dass die Aktivierung des Kleinhirns bei Kindern, die die ToM-Aufgaben bestanden, signifikant war. Diese Aktivierung war bei Kindern, die die Aufgaben nicht bestanden, nicht statistisch signifikant. Dies deutet darauf hin, dass das Kleinhirn eine wichtige Rolle bei der Etablierung der kognitiven Prozesse spielt, die der Theory of Mind zugrunde liegen.
Die Erkenntnisse haben auch klinische Relevanz, da frühe Verletzungen des Kleinhirns zu sozialen Defiziten führen können, wie sie bei neuroentwicklungsbedingten und psychiatrischen Störungen wie Autismus und Schizophrenie beobachtet werden. Frühkindliche Verletzungen des Kleinhirns führen oft zu schwerwiegenden und anhaltenden Veränderungen im sozialen Verhalten, was die Bedeutung dieser Hirnregion für die soziale Entwicklung unterstreicht.
Die Forscher betonen, dass die Ergebnisse mit Hinweisen übereinstimmen, die darauf hindeuten, dass die soziokognitiven Defizite bei Autismus-Spektrum-Störungen mit funktionellen und strukturellen Anomalien des Kleinhirns verbunden sind. Zukünftige Studien könnten die Funktion der Kleinhirnaktivierung bei jüngeren Kindern und Säuglingen weiter erforschen, um die Entwicklung der Theory of Mind besser zu verstehen.
- Die besten Bücher rund um KI & Robotik!
- Die besten KI-News kostenlos per eMail erhalten!
- Zur Startseite von IT BOLTWISE® für aktuelle KI-News!
- IT BOLTWISE® kostenlos auf Patreon unterstützen!
- Aktuelle KI-Jobs auf StepStone finden und bewerben!
Stellenangebote

Mitarbeiter Bankkundenservice - Spezialisierung auf KI-Phonebot (m/w/d)
Quereinsteiger (m/w/d) – Künstliche Intelligenz gestützte IT-Logistik in Leverkusen

Junior Projektmanager Frontend & KI-Lösungen (m/w/d)

Duales Studium BWL - Spezialisierung Artificial Intelligence (B.A.) am Campus oder virtuell

- Die Zukunft von Mensch und MaschineIm neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen – eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird
- Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut
- Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) derzeit in aller Munde ist, setzen bislang nur wenige Unternehmen die Technologie wirklich erfolgreich ein
- Wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI) und gibt es Parallelen zum menschlichen Gehirn? Was sind die Gemeinsamkeiten von natürlicher und künstlicher Intelligenz, und was die Unterschiede? Ist das Gehirn nichts anderes als ein biologischer Computer? Was sind Neuronale Netze und wie kann der Begriff Deep Learning einfach erklärt werden?Seit der kognitiven Revolution Mitte des letzten Jahrhunderts sind KI und Hirnforschung eng miteinander verflochten
Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Die Rolle des Kleinhirns in der Entwicklung von Empathie bei Kindern" für unsere Leser?
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Die Rolle des Kleinhirns in der Entwicklung von Empathie bei Kindern" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Die Rolle des Kleinhirns in der Entwicklung von Empathie bei Kindern« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!