LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie hat gezeigt, dass Aggressionen nicht nur durch direkte Interaktion, sondern auch durch Beobachtung innerhalb sozialer Gruppen verbreitet werden können. Forscher haben einen spezifischen neuronalen Pfad identifiziert, der für diese Übertragung verantwortlich ist, und beleuchten damit die biologischen Mechanismen hinter der sozialen Ausbreitung von Gewalt.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie im Journal of Neuroscience wurde ein neuraler Mechanismus identifiziert, der die Ausbreitung von Aggressionen innerhalb sozialer Gruppen erklärt. Forscher der Southern Illinois University School of Medicine fanden heraus, dass Mäuse, die Aggressionen bei vertrauten Artgenossen beobachten, selbst aggressiver werden. Diese Entdeckung könnte erklären, warum Gewalt oft innerhalb von Familien oder engen Freundeskreisen auftritt.
Die Studie zeigt, dass die mediale Amygdala, ein Bereich des Gehirns, der soziale und sensorische Signale verarbeitet, eine Schlüsselrolle bei der sozialen Übertragung von Aggression spielt. Durch Beobachtung von Aggressionen bei vertrauten Individuen wird dieser Gehirnbereich aktiviert, was zu einer erhöhten Aggressionsbereitschaft führt. Diese Erkenntnisse könnten helfen, die biologischen Grundlagen der Gewaltverbreitung besser zu verstehen und neue Ansätze zur Prävention zu entwickeln.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass die soziale Übertragung von Aggressionen nur bei vertrauten Individuen auftritt. Mäuse, die Aggressionen bei unbekannten Artgenossen beobachteten, zeigten keine erhöhte Aggressivität. Dies unterstreicht die Bedeutung sozialer Bindungen bei der Verbreitung von Gewalt und könnte erklären, warum Gewalt oft innerhalb von Familien und engen sozialen Gruppen bleibt.
Die Forscher nutzten fortschrittliche Techniken wie Fiber-Photometrie und Chemogenetik, um die neuronale Aktivität in der medialen Amygdala während der Beobachtung von Aggressionen zu messen und zu manipulieren. Diese Methoden ermöglichten es ihnen, die spezifischen neuronalen Schaltkreise zu identifizieren, die für die soziale Übertragung von Aggressionen verantwortlich sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Aktivierung dieser Neuronen notwendig ist, damit ein Beobachter die Aggression internalisiert und später selbst aggressiv handelt.
Diese Forschung hat wichtige Implikationen für das Verständnis der sozialen Dynamik von Gewalt. Sie zeigt, dass soziale Bindungen eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie stark wir das aggressive Verhalten anderer internalisieren. Dies könnte helfen, Interventionen zu entwickeln, die darauf abzielen, diese Zyklen zu durchbrechen und die Ausbreitung von Gewalt zu verhindern. Die Forscher planen, weiter zu untersuchen, wie wiederholte Exposition gegenüber vertrauter Aggression die neuronalen Schaltkreise verändert und warum weibliche Mäuse in dieser Studie keine Anzeichen von sozial übertragener Aggression zeigten.

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