MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Bedeutung des oralen Mikrobioms für die kognitive Gesundheit im Alter rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Neue Studien legen nahe, dass die Zusammensetzung der Mundflora nicht nur für die Zahngesundheit, sondern auch für die geistige Leistungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sein könnte.
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Die Forschung zeigt, dass das orale Mikrobiom, die Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Mund, eine bedeutende Rolle für die kognitive Gesundheit spielt. Insbesondere die Bakteriengattungen Neisseria und Porphyromonas stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Während Neisseria mit einer verbesserten Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeit assoziiert wird, korreliert Porphyromonas mit einem erhöhten Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen.
Eine interessante Entdeckung ist die Verbindung zwischen der Ernährung und der Zusammensetzung des oralen Mikrobioms. Eine nitrathaltige Diät, wie sie in der mediterranen Ernährung vorkommt, könnte die Vermehrung von Neisseria fördern und somit positive Effekte auf die kognitive Gesundheit haben. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für präventive Maßnahmen gegen kognitive Beeinträchtigungen im Alter.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die genetische Prädisposition. Personen mit dem APOE4-Allel, einem bekannten Risikofaktor für Alzheimer, zeigen eine höhere Prävalenz von Prevotella intermedia, einem weiteren schädlichen Bakterium. Diese genetische Verbindung unterstreicht die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Genetik, Mikrobiom und kognitiver Gesundheit.
Die Forscher untersuchten 115 Teilnehmer, von denen 55 an leichter kognitiver Beeinträchtigung litten. Die Ergebnisse zeigten, dass eine hohe relative Häufigkeit von Neisseria mit besseren Ergebnissen in Tests zur exekutiven Funktion und visuellen Aufmerksamkeit verbunden war. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für neue therapeutische Ansätze ebnen, die auf die Förderung einer gesunden Mundflora abzielen.
Die potenziellen Mechanismen, durch die das orale Mikrobiom die kognitive Gesundheit beeinflusst, sind vielfältig. Einerseits könnten pathogene Bakterien über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Andererseits könnten sie nützliche, nitratreduzierende Bakterien verdrängen, die für die Produktion von Stickstoffmonoxid wichtig sind, einem Molekül, das für die synaptische Plastizität und das Langzeitgedächtnis entscheidend ist.
Die Ergebnisse dieser Studie könnten weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung von Präventionsstrategien gegen Demenz und Alzheimer haben. Durch gezielte orale Gesundheitsinterventionen und Ernährungsumstellungen könnte es möglich sein, das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im Alter zu reduzieren.
Insgesamt unterstreichen diese Erkenntnisse die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Förderung der kognitiven Gesundheit, der sowohl genetische als auch mikrobiologische Faktoren berücksichtigt. Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Mechanismen zu verstehen und effektive Interventionsstrategien zu entwickeln.
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