LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die komplexe Rolle von Dopamin im Lernprozess und zeigt, dass dieser Neurotransmitter sowohl schnelles, anstrengendes Denken als auch langsame, gewohnheitsbildende Lernprozesse beeinflusst.

Die kürzlich in Nature Communications veröffentlichte Studie liefert neue Erkenntnisse über die Rolle des Neurotransmitters Dopamin im menschlichen Gehirn. Dopamin, bekannt für seine Funktionen in Motivation und Belohnung, scheint sowohl das schnelle, anstrengende Denken als auch die langsameren, gewohnheitsbildenden Lernprozesse zu beeinflussen. Diese Entdeckung könnte weitreichende Implikationen für das Verständnis von kognitiven Prozessen und psychischen Störungen haben.
Das Gehirn nutzt mindestens zwei Hauptsysteme zum Lernen: das Verstärkungslernen und das Arbeitsgedächtnis. Beim Verstärkungslernen handelt es sich um einen langsamen, stetigen Prozess, bei dem wir den Wert von Handlungen basierend auf ihren Ergebnissen lernen. Ein Beispiel hierfür ist das Fahrradfahren, bei dem durch Versuch und Irrtum die richtigen Muskelbewegungen automatisiert werden. Im Gegensatz dazu fungiert das Arbeitsgedächtnis als mentale Notiztafel, die es uns ermöglicht, Informationen schnell zu speichern und zu manipulieren, jedoch mit begrenzter Kapazität.
Beide Systeme werden stark durch die Dopamin-Signalisierung im Striatum beeinflusst. Während Dopamin im Verstärkungslernen als entscheidend für das Einprägen von Lektionen gilt, wird angenommen, dass es auch das Arbeitsgedächtnis verwaltet, indem es den erforderlichen mentalen Aufwand reduziert. Eine zentrale Herausforderung für Wissenschaftler besteht darin, die Effekte von Dopamin auf das Verstärkungslernen von denen auf das Arbeitsgedächtnis zu trennen.
Um diese Frage zu klären, führten Forscher aus den Niederlanden, den USA und Schweden eine Studie durch, die die Beiträge dieser beiden Systeme isolieren sollte. Sie untersuchten, wie natürliche Dopaminspiegel und dopaminmodifizierende Medikamente jedes System unabhängig beeinflussen. Die Studie umfasste 100 gesunde junge Erwachsene, die an einem speziellen kognitiven Test teilnahmen, der Verstärkungslernen gegen Arbeitsgedächtnis ausspielte.
Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit einer höheren Dopaminproduktionskapazität stärker auf das Arbeitsgedächtnis angewiesen waren, insbesondere in Situationen mit geringer Belastung des Arbeitsgedächtnisses. Dies deutet darauf hin, dass ein robusteres Dopaminsystem eine Person zu schnelleren, flexibleren, aber auch anstrengenderen Strategien neigen lässt. Interessanterweise zeigte sich, dass das Medikament Sulpirid die Leistung der Teilnehmer verschlechterte, indem es ihre Abhängigkeit vom Arbeitsgedächtnis reduzierte.
Im Gegensatz dazu verstärkte Methylphenidat das Verstärkungslernen. Teilnehmer, die Methylphenidat erhielten, zeigten steilere Lernkurven und verbesserten sich mit jeder richtigen Antwort stärker als unter Placebo. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Dopamin nicht nur schnelles Lernen durch das Arbeitsgedächtnis unterstützt, sondern auch den langsamen, inkrementellen Prozess der Gewohnheitsbildung direkt fördert.
Ein überraschender Befund der Studie war, dass Teilnehmer dazu neigten, Belohnungen aus schwierigeren Aufgabenblöcken abzuwerten. Methylphenidat schwächte diesen Effekt ab, was darauf hindeutet, dass ein Dopamin-Boost mentale Arbeit weniger anstrengend erscheinen lässt. Diese Erkenntnisse könnten helfen, kognitive und motivationale Schwierigkeiten bei psychiatrischen und neurologischen Störungen besser zu verstehen.

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